Mein geliebter Papa

Seit drei Jahren dreht meine Mama frei, seit drei Jahren bin ich nicht mehr glücklich, ist mein Papa traurig, leidet meine Familie sehr. Ich denke derjenige, der am meisten darunter leidet, außer Mama selbst natürlich, ist Papa. Denn schließlich muss er sich nicht nur tagtäglich Mamas Ängste, Einbildungen und Wahnvorstellungen anhören – das wäre die eine Sache und vielleicht noch vertretbar. Aber nein, leider ist er selbst Teil ihrer Wahnvorstellungen und Paranoia. Er steckt überall mit drin, er steckt mit allen unter einen Decke, will sie kaputt spielen, aus unerfindlichen Gründen.

Ich kann es kaum aushalten, wenn ich darüber nachdenke, was mein geliebter Papa seit drei Jahren mitmacht. Mein Papa ist so ein unglaublich starker Mann. Andere hätten schon vor zwei Jahren die Biege gemacht, aber er ist immer noch da. Mein Papa ist Hauptverdiener der Familie, ernährt seit ich denken kann vier Menschen von einem Gehalt. Er hat uns ein Haus gebaut, kümmert sich um Finanzen, Versicherungen etc. Mein Papa ist für mich der schlauste Mann der Welt.
Die Tatsache, dass er immer noch hier ist, zeugt für mich von bedingungsloser Liebe – egal, ob diese Liebe Mama oder mir und meiner Schwester gilt. Er ist ein großartiger Mensch. Ich liebe ihn von Herzen und gäbe es irgendetwas, dass sein Leid beenden könnte, ich würde es auf der Stelle tun.

Wenn ich nach Hause komme und Papa apathisch aus dem Fenster schaut, tagelang nicht lacht und nur körperich anwesend ist, bricht es mir das Herz. Er hat alles für unsere Familie getan und was ist der Dank?
Mama macht ihm Vorwürfe, sagt, dass er an allem Schuld ist, sie kaputt machen wollte und es geschafft hat.
In den wenigen Momenten, in denen ich mit Papa noch darüber rede, sagt er mir jedes Mal, dass man selbst zu glauben beginnt, was man tagtäglich hört. Diese Aussage ist, als würde man mir ein Messer in die Brust rammen.

In letzter Zeit denke ich ich sehr oft darüber nach, was ich antworten würde, wenn mich jemand fragte, was das schlimmste Gefül auf Erden sei.
M A C H T L O S I G K E I T
Nicht die eigene ausweglose Situation macht mich kaputt, sondern der Gedanke, dass ich Papa nicht helfen, nicht beistehen kann. Ich kann nichts tun. Ich kann die Situation nicht ändern und das wahrscheinlich nie.

Ein Gedanke zu “Mein geliebter Papa

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